Der Namensgeber

Namenspatron des jetzigen Akademischen Vereins »Agricola« ist der bedeutende sächsische Humanist, Arzt und Naturforscher Georgius Agricola (1494 – 1555), der ein Zeitgenosse u.a. von Erasmus von Rotterdam, Bombastus von Hohenheim genannt Paracelsus, Philipp Melanchton und Nikolaus Kopernikus war. Als Verfasser des 12 Bücher umfassenden Werkes »De re metallica« gilt er als Begründer der Montanwissenschaften.
In seinen etwa 40 verschiedenen Werken hat er neben der Technik auch Fragen der Medizin (De peste), der Ökonomie, der Philosophie, des Umwelt- und Arbeitsschutzes sowie andere aktuelle Themen wissenschaftlich behandelt. Er hat somit im weitesten Sinne eine Vorbildfunktion.

Die Vereinsgeschichte

Im Jahre 1878 gründeten 8 Studenten der ehemals königlichen Bergakademie zu Berlin, die damals Bergbaubeflissene genannt wurden, als studentische Verbindung einen Akademischen Verein mit dem Namen »Schlägel und Eisen«, dem Symbol des Bergbaus.
Als Vereinsfarben wählten sie Schwarz und Gold und als Leitspruch
»Für Recht und Wahrheit«.

Ziele des Vereins sollten u.a. sein:
1. Die Pflege der Geselligkeit unter den Mitgliedern
2. Die Schaffung von Gelegenheiten zur Erörterung wissenschaftlicher und
fachmännischer Fragen;
3. Beteiligung an der Lösung allgemeiner Hochschulfragen

Äußerer Anlaß zur Vereinsgründung war die infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs nach der 1871 erfolgten Reichsgründung merklich angewachsene Zahl von Studierenden, die sich im neu gegründeten »Ausschuß der Studierenden« ungenügend vertreten fühlten.

Bereits im SS 1879 wurde erstmals ein Vereinsmitglied in diesen Ausschuß gewählt. In der Folgezeit übernahmen bis heute immer wieder Vereinsangehörige Ämter in der studentischen Selbstverwaltung. Zahlreiche Asta-Vorsitzende und -mitglieder, Fachschaftsvorsitzende, Mitglieder von Studentenparlamenten und anderen vergleichbaren Institutionen waren Mitglieder des Vereins.

Auch im späteren Berufsleben haben sich viele Mitglieder Verdienste erworben und dem Verein Anerkennung und Ansehen verschafft.
So ist das in der »ewigen Mitgliederliste« mit Nr.1 geführte Mitglied Franz Adolf Fürer der Verfasser des letzten großen deutsprachigen Nachschlagewerkes des Salzbergbaus und der Salinenkunde. Mitglied Nr. 2 Georg Gothein stieg in der Weimarer Republik zum Reichsschatzminister auf.
Aus der jüngeren Vergangenheit ist stellvertretend für zahlreiche Mitglieder an herausragenden Positionen in der Wirtschaft, im öffentlichen Leben sowie in Forschung und Lehre der 1989 verstorbene Ehrenpräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie Hans-Günther Sohl zu nennen.

Schon wenige Jahre nach der Gründung öffnete sich der Verein auch für Studenten der Hüttenkunde und des Markscheidewesens. Zehn Jahre nach der Vereinsgründung schlossen sich die Hochschulabsolventen des studentischen Vereins zu einem Altherren-Verband zusammen, um ihre Beziehungen untereinander und zu den studentischen Mitgliedern besser pflegen zu können.
Hierzu wurden im Laufe der Zeit heute z.T. noch aktive regionale Bezirksgruppen gegründet, um neben den jährlichen Stiftungsfesten die Kontaktpflege zu intensivieren.

1928 konnte dem studentischen Verein ein eigenes Haus beschafft werden, das leider 1943 im Bombenkrieg verloren ging.
Im Dezember 1944 kam das Vereinsleben kriegsbedingt zum Erliegen. Aber bereits ein Jahr später fanden sich einige Mitglieder wieder zusammen und begannen mit der Wiederbelebung des Vereinslebens, die im Frühjahr 1948 mit der Eintragung des wiedergegründeten Vereins in das Vereinsregister abgeschlossen wurde. Parallel dazu fanden Mitglieder, die schon während des Krieges in Berlin dem Verein beigetreten waren, in Aachen (ab WS 1945/46) und Clausthal (ab SS 1946) wieder zusammen und leiteten die Neugründungen der akademischen Vereine an den beiden Hochschulen ein.

Allerdings mußte in beiden Fällen ein neuer Name gewählt werden, weil die britische Militärbehörde in Aachen die Nutzung des alten Namens verbot und in Clausthal schon vor dem Kriege eine Burschenschaft Schlägel und Eisen bestanden hatte.
Für beide Vereine wurde der Humanist und Montangelehrte Agricola zum Namenspatron gewählt.

Erfolgreichen Abschluß fanden diese Aufbaujahre mit der Einweihung neuer Vereinsheime in Clausthal (SS 1951) und Aachen (WS 1951/52), in denen neben zahlreichen Schlaf-, Wohn- und Studierplätzen auch Voraussetzungen für ein geregeltes Vereins- und Zusammenleben geschaffen wurden.

Nach der Wiederaufnahme des Lehrbetriebes in der Fakultät für Bergbau- und Hüttenwesen an der TU Berlin wurde auch hier ein studentischer Verein wiedergegründet, dem ab WS 1958/ 59 ebenfalls ein eigenes Haus zur Verfügung stand.

 

Obwohl sich alle drei studentischen Vereine bereits in den 60er Jahren auch für Studenten anderer Fakultäten öffneten, mußte der Berliner Verein zu Beginn der 70er Jahre wegen Nachwuchsmangel – wohl eine Folge der Insellage der Stadt und des Schrumpfens aller Bergbauzweige – seine Aktivitäten einstellen; der Standort Berlin wurde wieder geschlossen.